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Edition Giz
Seit einigen Jahren haben
wir, Horst und Renate von Gizycki, uns
entschlossen, Texte und Zeichnungen, die uns
wichtig sind, in eigener Regie herauszubringen.
Selbst Verlage und Zeitschriften, die uns nahe
standen, sind heute immer mehr nur auf
Marktverwertung fixiert. Andererseits, und
ermutigt von verständigen Freunden und Kollegen,
macht es uns einfach Spaß, unsere Ideen zu
gestalten. Nach dem Band Dunkelheit über
Neufundland- Gedichte – (tolling Verlag)
Nürnberg 1989, hier also zwei Gedichtbände
der editiongiz:
Renate von Gizycki:
Stern auf Widerruf – Gedichte mit
Zeichnungen von Horst von Gizycki
edition giz 2004 (58 Seiten)
Abschied von der Südsee – Gedichte mit
Zeichnungen von Horst von Gizycki
edition giz 2007 (40 Seiten)
Auszüge
Tisch und Bett
für H.
Tisch und Bett
wir leben zusammen
in einem Nest aus Brennesselkraut
Wir wohnen im Weißdorn
unauffindbar
in einem Wort
Wir spielen Schiffbruch wir
üben die Umkehr und
suchen
was unbestimmbar war
die Fehlerquellen
der Liebe und
wir verraten einander
die unerforschten Gebiete
den Augenblick
* * *
Sicher
über Ost-Timor
zwischen den Erfolgsmenschen meiner Generation
den Pauschalabenteurern Entwicklungsbeamten
Fortschrittsverkäufern denen
Vergangenheit abhanden gekommen ist
stelle ich mir plötzlich vor
ich ginge zu Fuß mit Heinrich Heine
von Göttingen wo ich studierte
nach Osterode am Harz
eine Tagesreise bei Regen
und am Wegrand blühten die Gänseblümchen
während wir einverständig schwiegen
über die Abwesenheit
verständiger Freunde
die mit uns auf die Erde blicken in
erloschenen Vulkanen
geheime Feuer vermutend
* * *
Im Britischen Museum
Meine Nachbarin
eine kleine Nonne
mit einem kleinen violetten
Buch einem schwarzen
Schal über der Lehne des
Stuhls schreibt ihre
Notizen mit rosigen
Fingern in ein kleines violettes
Ringheft kleine unleserliche
aber sicher heilige
Buchstaben
Auf dem Rücken des
Buchs erkenne ich
The inner Life of Dame Gertrude More
Wer hat es
herausgefunden?
* * *
Reise um die Welt
zurück an den Anfang
voller Erwartung des
Unmöglichen
in einem so kleinen Leben
die Rückkehr
in ein zweites Paradies
wo wir uns gemeinsam
diesen schrecklichen Apfel
teilen werden – endlich –
und mit Lust
* * *
Hausgedicht über den Abwasch
Noch ehe sie gedacht war
verblaßte
die Theorie des Abwaschs
vor der käuflichen Effizienz
der Maschine
Ach meine Brüder
welche Gespräche blieben
ungesprochen angesichts
einer Praxis die
vollautomatisch Teller spült
Die Poesie
der Schüsseln und Töpfe
die unsren Dichtern vertraut war
wo wird man sie wiederfinden
Blutige Messer und Gabeln
und breiverschmierte Löffel
das Erzählgut von Generationen
verschwindet im Spülkorb
Auch der Motor später Geselligkeit
das schlechte Gewissen
schweigt in der Küche überwältigt
vom Rauschen der Rotoren
wie die verschlagene Sprache
* * *
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